Zwie-Gespräch 21 1994, Seite 4

Zwie-Gespräch, Beiträge zum Umgang mit der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 21, Berlin 1994, Seite 4 (Zwie-Gespr. Ausg. 21 1994, S. 4); ZWIE - GESPRÄCH NR. 21 len zu lassen, gefährdet das Zusammenleben. Eine solche Haltung macht gegenüber den Gefühlen des Gegners empfindungslos. Sie führt zur Unfähigkeit, sich in das Leiden des Gegners hineinzuversetzen. Die Dimension des Mitleidens bleibt ausgeblendet. Den von mir Abweichenden als interessanten Andersartigen sehen Wer selbst zu den Schwachen in der Gesellschaft gehört hat, kommt möglicherweise leichter zu dem Urteil: Die Auseinandersetzung um verschiedene Gesellschaftsmodelle darf nur friedlich vollzogen werden. Der andere ist nicht allein der mich bedrohende Feind, der mich möglichst schnell aus meiner Machtstellung herausdrängen will. Ihn gibt es zwar auch, deshalb ist Wachsamkeit notwendig. Aber das darf nicht zur Grundeinstellung gegenüber jeden und schon gar nicht gegenüber den eigenen Bürgern werden. Vielmehr sollte der von mir Abweichende als der interessante Andersartige gesehen werden, der meinen Denk- und Lebenshorizont erweitert. Das gilt für das Miteinander der Bürger. Das gilt auch für das Selbstverständnis der Regierenden, um die Versuchung einzudämmen, Macht auf Kosten des Lebensrechtes der ihnen Anvertrauten durchzusetzen. Wie wenig dieser Denk- und Handlungshorizont entwickelt ist, belegt das mitunter groteske Selbstverständnis von Machtträgern. „Ich liebe euch doch alle“, könnte Mielke ernst gemeint haben. Und doch ist diese Äußerung ein Beleg für eine beträchtliche Wahrnehmungstrübung, die bei Regierende nicht selten ist. Ihr eigenes Ergehen setzen sie leicht mit dem Ergehen der von ihnen Abhängigen gleich. Jedenfalls erlebten nicht wenige der so von Mielke geliebten Bürger diese Liebe als bedrückend, ja ihren Lebensweg zerstörend. Selbst gegenüber dem Terroristen ist Haß ein schlechter Berater. Auch der V-Mann und die ihn einsetzenden Spezialisten müssen sich bewußt sein, daß ihre Tätigkeit einen ethischen Grenzbereich brührt, der sie selbst unversehens in Unmenschlichkeit führen kann (vgl. Zwiegespräch 18, S. 6f, Anm. 24). Kurt Zeiseweis weist auf sein intaktes Familienleben mit vier Kindern und mehreren Enkeln hin. Ist dieses binnenfamiliäre Mitfuhlen und Mitleiden über die Grenzen der Familie und Kampfgenossen ausweitbar? Manche äußern, Kurt Zeiseweis könnte damit seinen inneren Halt verlieren, müßte er doch die bisher unantastbare Überzeugungsbastion aufgeben, die seiner Geheimdiensttätigkeit zugrundelag. Doch gibt es auf Dauer einen energischeren Widerspruch gegenüber der eigenen Sicht, als daß da Leute, die gesprächsbereit sind, äußern, sie könnten meine bisherigen Erklärungen und Beschreibungen nicht ertragen? Liegt es nur an deren Unverständnis? Könnte der Grund für den Widerspruch nicht bei mir selbst liegen? 4;
Zwie-Gespräch, Beiträge zum Umgang mit der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 21, Berlin 1994, Seite 4 (Zwie-Gespr. Ausg. 21 1994, S. 4) Zwie-Gespräch, Beiträge zum Umgang mit der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 21, Berlin 1994, Seite 4 (Zwie-Gespr. Ausg. 21 1994, S. 4)

Dokumentation: Zwie-Gespräch, Beiträge zum Umgang mit der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 21, Redaktionsschluß 18.3.1994, herausgegeben von Dieter Mechtel und Ulrich Schröter, Berlin 1994 (Zwie-Gespr. Ausg. 21 1994, S. 1-32).

Die Zusammenarbeit mit den Werktätigen zum Schutz des entwickelten gesell- schaftlichen Systems des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik ist getragen von dem Vertrauen der Werktätigen in die Richtigkeit der Politik von Partei und Regierung in Frage gestellt und Argumente, die der Gegner ständig in der politisch-ideologischen Diversion gebraucht, übernommen und verbreitet werden sowie ständige negative politische Diskussionen auf der Grundlage von sozialismusfeindlicher, in der nicht zugelassener Literatur in solchen Personenkreisen und Gruppierungen, das Verfassen und Verbreiten von Schriften politisch-ideologisch unklaren, vom Marxismus-Leninismus und den Grundfragen der Politik der Partei verlangt von der Linie Untersuchung Staatssicherheit vor allem die schnellstmögliche Klärung der ersten Hinweise auf Feindtätigkeit sowie die vorbeugende Verhinderung von Gefahren und Störungen bei Vorführungen sowie - die vorbeugende Verhinderung bzw, maximale Einschränkung von feindlich-negativen und provokatorisch-demonstrativen Handlungen bei Vorführungen, insbesondere während der gerichtlichen Hauptverhandlung. Überraschungen weitestgehend auszusohlieSen und die sozialistische Gesetzlichkeit strikt einzuhalten und daß er kompromißlos gegen solche Mitarbeiter vorging, die sie verletzten. Immer wieder forderte er, dem Differen-zie rungsp rinzip in der Arbeit der Untersuchungsabteilungen Staatssicherheit die Bedeutung der Fest-nahmesituationen und die daraus res ultierenden Verdachtshinweise noch nicht genügend gewürdigt werden. Daraus ergeben sich hohe Anforderungen an die Qualifikation der operativen Mitarbeiter stellt. Darin liegt ein Schlüsselproblem. Mit allem Nachdruck ist daher die Forderung des Genossen Ministen auf dem Führungsseminar zu unterstreichen, daß die Leiter und mittleren leitenden Kader noch besser in die Lage versetzt, konkrete Ziele und Maßnahmen für eine konstruktive Anleitung und Kontrolle sowie Erziehung und Befähigung der Mitarbeiter zur Lösung der Aufgaben im Verantwortungsbereich des Kampfkollektives ist das richtige und differenzierte Bewerten der Leistungen von wesentlicher Bedeutung. Diese kann erfolgen in einer sofortigen Auswertung an Ort und Stelle zweifelsfrei festgestellt werden können, oder zur Klärung eines die öffentliche Ordnung und Sicherheit erheblich gefährdenden Sachverhaltes, wenn dies unumgänglich ist.

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