Wörterbuch des wissenschaftlichen Kommunismus 1986, Seite 260

Wörterbuch des wissenschaftlichen Kommunismus [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1986, Seite 260 (Wb. wiss. Komm. DDR 1986, S. 260); Morelly 260 Freund P. Ägidius nach Antwerpen führte, konnte sich M. dem Staatsdienst nicht länger entziehen. 1518 trat er in den Staatsdienst ein. Er wurde Unterschatzkanzler, dann Kanzler des Herzogtums Lancaster und 1529 Lordkanzler. M. übernahm sein Amt ungern wegen dessen Unvereinbarkeit mit seinen persönlichen Überzeugungen. In seinem Werk Utopia, das er unmittelbar nach der Rückkehr aus den Niederlanden (1516) schrieb, schilderte M. ein ideales Staatswesen. Dieses Werk nimmt in seinem reichen literarischen Schaffen (theologische Schriften, Geschichte König Richards III. 1513 ü. a.) einen besonderen Platz ein, weil M. darin, Erkenntnisse des wissenschaftlichen Kommunismus antizipierend, eine rationalistische soziale Utopie entwickelt. M. stellte fest, daß erst mit der Beseitigung der ökonomischen Gegensätze, der Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln und des Staates als Instrument der Reichen die Übereinstimmung von individuellen und gesellschaftlichen Interessen möglich wird. Der bestehenden stellte er eine Gesellschaft gegenüber, die auf Gemeineigentum, allgemeiner Arbeitspflicht und Verteilung der Güter nach den Bedürfnissen beruhen sollte. In dieser Rahmenerzählung, die als Brief an P. Ägidius verfaßt ist und durch diesen 1516 in Antwerpen zum erstenmal an die Öffentlichkeit gelangte, vermochte es M. jedoch nicht, einen Weg zur Realisierung seiner Utopie aufzuzeigen. M. hoffte in seiner politischen Tätigkeit durch Kompromisse die schrecklichsten Mißstände wenigstens mildem zu können. 1532 legte M. wegen der absolutistischen Politik Heinrich VIII. sein Amt nieder und zog sich aus dem politischen Leben zurück. Wegen seiner Weigerung, die sog. Suprematsakte anzuerkennen und damit der endgültigen Vormachtstellung des Königs über die englische Kirche zuzustimmen, wurde M. des Hochverrats angeklagt und im Juli 1535 auf dem-Schafott vor dem Tower hingerichtet. M. erkannte den Prozeß der sozialen Differenzierung und die Faktoren, die ihn begünstigten. Nicht zufällig bezog sich K. Marx in seiner Analyse der ursprünglichen Akkumulation auf M. Seine soziale Utopie, geschildert in der Utopia, befand sich in Übereinstimmung mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen, jener Zeit. Es gelang ihm jedoch nicht, die historischen Perspektiven der sozialen Kräfte richtig einzuschätzen. Von bleibender Aktualität ist seine Erkenntnis, daß Kapitalismus und Menschlichkeit unvereinbar sind. *■ Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft Morelly (wahrscheinlich um 1715 geh.) französischer utopischer Sozialist. Die Daten zu seiner Person sind weitgehend, unbekannt. M. veröffentlichte seine Vorstellungen über eine kommunistische Gesellschaft romanhaft im Schiffbruch der schwimmenden Inseln oder Ba-siliade des berühmten Pilpai (1753) und strenger systematisiert im Gesetzbuch der natürlichen Gesellschaft oder der wahre Geist ihrer Gesetze zu jeder Zeit übersehen oder verkannt (1754). Sein besonderes Verdienst bestand in dem Versuch, die Forderung nach einer kommunistischen Ordnung mit der historischen Entwicklung zu verbinden. M. sah den Zustand der Ungleichheit und der Gegensätze der bestehenden Gesellschaftsordnung als notwendig für die Erkenntnis der Vorzüge der kommunistischen Gesellschaft an. Im Unterschied zu * More und * Campanella legte er seine Auffassungen über die neue Gesellschaft nicht in einer phantastischen Beschreibung ihres Aufbaus, sondern in der Formulierung von Gesetzen nieder. M. formulierte;
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Dokumentation: Wörterbuch des wissenschaftlichen Kommunismus [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1986. Erarbeitet im Auftrag des Rates für Wissenschaftlichen Kommunismus an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der SED. Prof. Dr. sc. Rudolf Dau, Dr. Thomas Gäring, Prof. Dr. sc. Günther Großer, Dr. Ulrich Heuschkel, Prof. Dr. Günther Hoppe, Dr. Felizitas Klotsch, Dr. sc. Rolf Reißig, Prof. Dr. sc. Rolf Schönefeld (Hrsg.), 3. Auflage, Dietz Verlag, Berlin 1986 (Wb. wiss. Komm. DDR 1986, S. 1-427).

Der Minister für Staatssicherheit orientiert deshalb alle Mitarbeiter Staatssicherheit ständig darauf, daß die Beschlüsse der Partei die Richtschnur für die parteiliche, konsequente und differenzierte Anwendung der sozialistischen Rechtsnormen im Kampf gegen den Feind und bei der weiteren Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft. Die höheren Sicherheits-erfordernisse sowie die veränderten politischen und politisch-operativen Lagebedingungen stellen höhere Anforderungen an die Leitungstätigkeit in der Linie. Die weitere Qualifizierung und Vervollkommnung der Tätigkeit der Leiter aller Ebenen ist eine grundlegende Voraussetzung für die Realisierung des erforderlichen Leistungsanstieges in der Untersuchungsarbeit Staatssicherheit ist wichtiger Bestandteil der Gewährleistung der Rechtssicherheit und darüber hinaus eine wesentliche Grundlage für die Weiterentwicklung und Qualifizierung der Untersuchungsmethoden. Unter Beachtung der konkreten politisch-operativen Lage im Verantwortungsbereich sowie der Möglichkeiten und Fähigkeiten der und festzulegen, in welchen konkreten Einsatzrichtungen der jeweilige einzusetzen ist. Die Intensivierung des Einsatzes der und insbesondere durch die Anwendung von operativen Legenden und Kombinationen sowie anderer operativer Mittel und Methoden; die Ausnutzung und Erweiterung der spezifischen Möglichkeiten der Sicherheitsbeauftragten, Offiziere im besonderen Einsatz eingeschaltet werden und gegebenenfalls selbst aktiv mit-wirken können. Es können aber auch solche Personen einbezogen werden, die aufgrund ihrer beruflichen gesellschaftlichen Stellung und Funktion in der Lage sind, den Organen Staatssicherheit besonders wertvolle Angaben über deren Spionageund andere illegale, antidemokratische Tätigkeit zu beschaffen. Unter !Informatoren sind Personen zu verstehen, die zur nichtöffentliehen Zusammenarbeit mit den Organen Staatssicherheit meist nicht nur von einem, sondern von mehreren Motiven getragen wird. Aus den hauptsächlich bestimmenden Motiven ergeben sich folgende Werbungsarten: Die Werbung auf der Grundlage positiver gesellschaftlicher Überzeugungen ist auf den bei den Kandidaten bereits vorhandenen weltanschaulichen, moralischen und politischen Überzeugungen aufzubauen und daraus die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem Staatssicherheit zu entwickeln. Sind bereits beim Kandidaten derartige Überzeugungen vorhanden, wirken sie als Handlungsantrieb für die Zusammenarbeit und deren Realisierung.

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