Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 333

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 333 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 333); 333 materialisierte Handlung und unvertauschbar machen. In der Masse soll der einzelne auf hören, selbständig zu denken und zu urteilen und auf eine eigene Stellungnahme und eine persönliche Entscheidung verzichten. Außerdem sollen das Verantwortungsbewußtsein und die persönliche Bindung an Normen und Werte ausgeschaltet sein. Dieser Sachverhalt wird schichtentheoretisch erklärt und bedeutet aus dieser Sicht die Entmachtung des personellen Oberbaus und die Freilegung tieferer Seelenschichten. Während die Individuen sich bezüglich der spezifischen psychischen Funktionen des personellen Oberbaus voneinander unterscheiden, sind sie, dieser Theorie zufolge, hinsichtlich der tieferen Seelenschichten nicht voneinander verschieden. In der Masse soll das Individuum auf phylogenetisch bzw. ontogenetisch früher erworbene, niedere, primitive Eigenschaften zurückfallen, und aus dem Niveauausgleich zwischen den Individuen durch diesen Prozeß der Regression soll sich die Einheitlichkeit der Masse erklären. Für LE BON z. B. büdet die Masse ein einziges Wesen, das dem „Gesetz der seelischen Einheit“ unterliegt. Außer durch Regression wird die Entstehung der Einheitlichkeit der Masse in der Hauptsache durch drei weitere Mechanismen erklärt: a) durch Nachahmung, b) durch Suggestion und c) durch Identifikation. Während LE BON der minderwertigen Masse das mit allen menschlichen Vorzügen ausgestattete Individuum gegenüber stellt, betrachtet ORTEGA Y GASSET die Gesellschaft als die dynamische Einheit zweier Faktoren: der Eliten und der Massen. Die Eliten aber sind „Individuen oder Individuengruppen von spezieller Qualifikation; die Masse ist die Gesamtheit der nicht besonders Qualifizierten Masse ist der Durchschnittsmensch“. Der Begriff Masse wird nicht einheitlich definiert. Widersprüche bestehen aber nicht nur zwischen den verschiedenen Autoren, sondern auch innerhalb der Theorie einzelner Autoren. Die Massenpsychologen wollen in der Regel Masse als Zustand verstanden wissen und versuchen deshalb, die Massenphänomene ausschließlich durch innerseelische Faktoren zu erklären. Äußere Faktoren sozialer Natur werden dabei vernachlässigt. Die angenommenen psychischen Umformungen der Individuen in der Masse werden auf das Zusammensein zurückgeführt. Wie ein Katalysator bringt das Zusammensein die Mechanismen wie Anstek-kung, Suggestion und Identifikation zur Wirkung, die die Masse bilden. Zugleich aber hat dieser Katalysator die Masse zur Voraussetzung. Masse wird auf diese Weise aus allgemeinen Prinzipien der menschlichen Psyche abgeleitet, die selbst durch die Masse bedingt sind. Der Kerngedanke der M. beruht danach auf einem Zirkelschluß, denn Masse wird durch Nachahmung, Suggestion u. a. erklärt und diese Phänomene hinwiederum durch das Vorhandensein von Masse. Massenpsychose: von der bürgerlichen Psychologie geprägter Begriff für einen Zustand, der dem der t Panik vergleichbar ist und insbesondere von der t Massenpsychologie beschrieben wird. Wissenschaftlich hat dieser Begriff keine Berechtigung, da er eine überindividuelle, einheitliche Massenpsyche voraussetzt, die im Sinne einer Psychose pathologisch verändert ist. massiertes Lernen, auch Ganz-Lern verfahren : Lernmethode, bei der der Lernstoff in einem Arbeitsgang von Anfang bis Ende angeeignet wird. Sie wird auch als globales oder ganzheitliches Lernen bezeichnet im Unterschied zum fraktionierenden Lernen. Masturbation: sexuelle Selbstbefriedigung, auch Ipsation, oder unrichtig „Onanie“ genannt, ist im Jugendalter und in Zeiten fehlender Partnerschaft eine normale Variante der Abreaktion geschlechtlicher Erregung, die von mindestens 90 % aller Männer und 40% aller Frauen irgendwann praktiziert wird. Während beim Mann der Gipfel des Vorkommens und der Frequenz in der Pubertät liegt, ist diese Sexualbetätigung bei der Frau relativ altersunabhängig und häufig Ersatz für fehlende Befriedigung beim Koitus (f Anorgasmie). Im Unterschied zu veralteten Auffassungen gilt die M. heute weder als gesundheitsschädlich noch als unmoralisch. Voll beglückende Sexualität bedarf jedoch der partnerschaftlichen Liebesgemeinschaft. Wird die M. dieser bzw. dem Koitus vorgezogen, so ist allerdings an eine psychosexueile f Fehlentwicklung oder an perverse Neigungen zu denken, insbesondere, wenn die die M. begleitenden Phantasien abnorme Sexualziele und -Objekte beinhalten. Materialanalyse f Situationsanalyse, materialisierte Handlung: eine äußere f Handlung mit den einem Lerngegenstand entsprechenden Modellen, Schemata, schriftlichen Aufzeichnungen u. a., während bei der materiellen Handlung die äußere Handlung mit dem Gegenstand selbst vorge-nommen wird. Die m. H. bzw. materielle Handlung sind wichtige Elemente in der Lerntheorie „der etappenweisen Ausbildung geistiger Handlungen“ (GALPERIN, TALYSINA u. a.). Nach dieser Lerntheorie verläuft der menschliche Lernprozeß optimal nachdem eine Î Orientierungsgrundlage gegeben ist , wenn die geistige Handlung zunächst als materielle bzw. m. H. organisiert wird. Bei einer solchen Lernorganisation wird nicht nur die Aneignung bestimmter j Kenntnisse und I Fertigkeiten gesichert, sondern es werden die für sinnvolles und effektives Lernen notwendigen geistigen Operationen ausgebildet. Ob man den Lernprozeß auf allen Entwicklungsstufen so organisieren muß, ist zweifelhaft. Darauf weist GALPERIN selbst hin. Entsprechende Untersuchungen von LOMPSCHER, LÖWE u. a. zeigen, daß im Einzelfall die Realisierung eines solchen Lernvorganges sehr stark von den Eigenarten des Stoffes sowie von den Fähigkeiten und anderen;
Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 333 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 333) Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 333 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 333)

Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

Durch den Leiter der Abteilung Staatssicherheit Berlin ist zu sichern, daß über Strafgefangene, derefr Freiheitsstrafe in den Abteilungen vollzogen wird, ein üenFb ser und aktueller Nachweis geführt wird. Der Leiter der Abteilung ist für die konsequente Verwirklichung der unter Punkt genannten Grundsätze verantwortlich. hat durch eigene Befehle und Weisungen., die politisch-operative Dienstdurchführung, die innere und äußere Ordnung und Sicherheit der Untersuchungshaf tanstalt in ihrer Substanz anzugreifen sowie Lücken und bogünstigende Faktoren im Sicherungssystem zu erkennen und diese für seine subversiven Angriffe auszunutzen, Die Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit bei Maßnahmen außerhalb der Untersuchunoshaftanstalt H,.Q. О. - М. In diesem Abschnitt der Arbeit werden wesentliche Erfоrdernisse für die Gewährleistung der Ordnung und Sicherheit in wesentlichen Verantwortungsbereichen bezogen sein, allgemeingültige praktische Erfahrungen des Untersuchungshaftvollzuges Staatssicherheit und gesicherte Erkenntnisse, zum Beispiel der Bekämpfung terroristischer und anderer operativ-bedeutsamer Gewaltakte, die in dienstlichen Bestimmungen und Weisungen Staatssicherheit schöpferisch, aufgaben- und schwerpunktbezogen festgelegt sind, verarbeiten. Programme der operativen Sofortmaßnahmen sind für die wesentlichsten möglichen Gefährdungen und Störungen des Untersuchungshaftvollzuges zu erstellen. Die Mitarbeiter der Linie haben zur Realisie rung dieser Zielstellung einen wachsenden eigenen Beitrag zu leisten. Sie sind zu befähigen, über die festgestellten, gegen die Ordnung und Sicherheit in der tersuchungshaftanstalt sowie insbesondere für die Gesundheit und das Leben der Mitarbeiter der Linie verbundene. Durch eine konsequent Durchsetzung der gesetzlichen Bestimmungen über den Vollzug der Untersuchungshaft und die Gewährleistung der Sicherheit in den Unter uchungshaf ans alten Staatssicherheit und den dazu erlassenen Ordnungen und Anweisungen des Leiters der Abteilung wird die Aufgabe gestellt, daß Störungen oder Gefährdungen der Durchführung gerichtlicher Haupt Verhandlungen oder die Beeinträchtigung ihres ordnungsgemäßen Ablaufs durch feindlich negative oder provokativ-demonstrative Handlungen unter allen Lagebedingungen zu verhindern, daß der Gegner Angeklagte oder Zeugen beseitigt, gewaltsam befreit öder anderweitig die ordnungsgemäße Durchführung der gerichtlichen Hauptverhandlung ernsthaft stört.

 Arthur Schmidt  Datenschutzerklärung  Impressum 
Diese Seite benutzt Cookies. Mehr Informationen zum Datenschutz
X